Leben in Groß-Umstadt

Zahl an Geflüchteten nimmt zu. Auch in Groß-Umstadt.

Kreiskommunen und Landkreis planen solidarische Lösung

Kreiskommunen und Landkreis planen solidarische Lösung

Deutschlandweit nimmt die Zahl an Asylsuchenden zu. Die Gründe der Fluchtbewegung sind vielfältig, zumeist sind kriegerische Auseinandersetzungen der Hauptaspekt, um das eigene Heimatland zu verlassen. Diese Entwicklung betrifft natürlich auch den Landkreis Darmstadt-Dieburg und seine Kreiskommunen, so auch Groß-Umstadt.

Seitens des Kreises wird prognostiziert, dass sich in den letzten drei Monaten des Jahres die Zuweisungszahlen von etwa 30 Personen pro Woche mehr als verdreifachen auf 95 Personen pro Woche. Damit diese Personen untergebracht werden können, muss dringend Wohnraum gefunden oder geschaffen werden.

Bürgermeister René Kirch erklärt: „In mehreren Treffen mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie dem Landkreis haben wir uns darauf verständigt, diese Mammutaufgabe gemeinsam anzupacken und solidarisch die Personen zu verteilen. Groß-Umstadt wird seinen Teil dazu beitragen, auch wenn diese finanzielle und personelle Herausforderung noch nicht in der bisherigen Haushaltsplanung einkalkuliert ist.“ Der Rathauschef setzt auch auf die Solidarität und den bestehenden Wohnungsleerstand in der Stadt.

Die Problemlage ist komplex. Eine der großen Herausforderungen ist, dass Personen mit gesichertem Aufenthaltsstatus in Gemeinschaftsunterkünften wohnen, weil sie auf dem freien Markt keine Wohnungen zur Miete finden. Doch der Platz in den Gemeinschaftsunterkünften wird dringend benötigt.

Zunächst sollen ca. 2.000 im Landkreis untergebrachte Personen, die ein Bleiberecht haben – unter anderem Menschen aus der Ukraine - und die derzeit noch in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind, gleichmäßig auf die Städte und Gemeinden verteilt werden. Gemäß einem Verteilerschlüssel soll eine möglichst gleichberechtigte Aufteilung gewährleistet werden. Nach Angaben des Landkreises werden im ersten Schritt etwa 120 Personen auf Groß-Umstadt verteilt.

Bürgermeister René Kirch hat einen Verwaltungsstab initiiert und stellt einen 5-Punkte-Plan vor:

  1. Es werden Notunterkünfte mit Feldbetten planerisch vorbereitet, um ad hoc reagieren zu können, wenn dies notwendig werden sollte. Jedoch solle dies immer die letzte Option sein.
  2. Die Anmietung von dezentralen Häusern und Wohnungen durch die Stadt wird intensiviert. Hier wird auch das durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossene Projekt „Vermiete doch an die Stadt“ ein Baustein sein. Interessierte Vermieter werden gebeten sich bei der Stadtverwaltung zu melden. (Wir berichteten
  3. Es wird intensiv geprüft, ob, wo und wie im Stadtgebiet Gemeinschaftsunterkünfte realisieren werden können.
  4. Um auch im nächsten Jahr Unterbringungsmöglichkeiten für neuzugewiesene Geflüchtete zu schaffen, sucht die Stadt Groß-Umstadt nach freien Flächen und Grundstücken, auf denen der Landkreis Gemeinschaftsunterkünfte errichten kann. 
  5. Es werden Kontakte mit Investoren sowie der Landes- und Bundesregierung aufgenommen, um aufgrund des weiter steigenden Drucks auf dem Wohnungsmarkt langfristig sozialen Wohnungsbau zu ermöglichen.

Auch das Thema Integration ist ein wichtiges Handlungsfeld, um diese gesellschaftliche Aufgabe ganzheitlich zu betrachten. So werden die in der Flüchtlingsarbeit ehrenamtlich tätigen Personen in Groß-Umstadt demnächst zu einem Runden Tisch eingeladen.

Der Bürgermeister erklärt: „Wir benötigen dringend bezahlbaren Wohnraum, für unsere Menschen vor Ort und für Schutzsuchende aus Krisengebieten. Daher ist es mir wichtig, nicht nur kurzfristige Unterbringungslösungen im Blick zu haben, sondern die Bemühungen für den sozialen Wohnungsbau mit all seinen Herausforderungen für alle Zielgruppen gerade in dieser Zeit zu intensivieren.“ 

Christel Sprößler, Sozial und Jugenddezernentin des Landkreises schreibt an die Kreisbürgermeister: „Ich bin froh, dass wir zu einer guten und einvernehmlichen Lösung gekommen sind, denn die Aufnahme und Integration Geflüchteter ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann deshalb auch nur gemeinsam bewältigt werden. Tagtäglich arbeitet der Fachbereich Zuwanderung und Flüchtlinge des Landkreis Darmstadt-Dieburg daran, Unterkünfte zu finden, die eine Unterbringung Geflüchteter möglich machen. Die Weltlage ist und bleibt jedoch angespannt und vorauszusehen, wie sich die Zahlen weiterentwickeln, käme dabei einem Blick in die Glaskugel gleich“.